Die Bewaffnung

 

Die Schnellboote der Seeadler-Klasse besaßen als Hauptbewaffnung 4 Torpedorohre (ToRo M 1) britischer Produktion (Saunders-Roe) mit einem Kaliber von 53,3 cm. Diese waren 10° (vorn) und 15° (hinten) zur Fahrtrichtung angeordnet und stießen die Torpedos mittels Druckluft nach vorne aus. Es konnten 7 Torpedos mitgeführt werden, 4 in den Rohren, 2 hinter den vorderen Rohren und einer hinter einem der achteren Rohre. Achtern konnte nur ein zusätzlicher Torpedo mitgeführt werden, weil der Reservetorpedo auf dem drehbaren Gestell mit der Seilwinde zum Beladen der Rohre auflag. Als weitere Bewaffnung führten die Boote zwei 40 mm Bofors MEL mit sich. Bis in die frühen 60iger Jahre gehörten noch 4 Wasserbomben zur Ausstattung der Boote. Zusätzlich konnten die Boote Minen mit sich führen, dazu mussten die hinteren Torpedorohre von Bord gegeben werden.

Torpedorohre

 

Es waren die so genannten „Pintsch Bamag“ Rohre für Torpedos mit einem Durchmesser von 53,3 cm = 21“.

Das Rohr war eine geschweißte Aluminiumkonstruktion mit verschiedenen Anbauteilen z.B. Pressluftflasche, Drahtwinde zum Einziehen des Torpedos und verschiedene Geräte zum Einstellen des Torpedos im Rohr.

Der Torpedo wurde mit ca. 130 Atü (127,5 bar) Pressluft aus dem Rohr ausgestoßen. Ein Versuch im 2. SG Ende der 50iger Jahre, den Torpedo mit einer Treibladung auszustoßen endete für einen Kapitänleutnant tödlich, darauf wurden die Versuche eingestellt.

Rohr IV
Rohr II von innen

Torpedos

G7a Propeller

 

 

Bis ca. Mitte der 60iger Jahre verschossen die Boote den Torpedo G7a. Es waren aus Frankreich beschaffte Restbestände der Kriegsmarine. Der G7a war ein Dampfgas getriebener Geradausläufer. Er verfügte über ein Kaliber von 533 mm und eine Länge von 7.163 mm, Gefechtsgewicht war 1.538 kg, bei 44 Kn und einer Reichweite von ca. 6 km.

 

Gyroskopische Steuerung (Kreiselsteuerung)

 

 

Der Torpedo hatte eine Gyroskopische Steuerung (Kreiselsteuerug).

Der Gefechtskopf war mit 280 Kilogramm Schießwolle 36 gefüllt. Schießwolle 36 war eine gießbare Mischung aus 67% Trinitrotoluol (TNT), 8% Hexanitrodiphenylamin und 25% Aluminium. Die Entwicklung des G7 Torpedos begann 1906. Die Serienfertigung des G7a begann 1934 und endete mit dem Kriegsende.

 

 

Motor Torpedo G7a
Rohr I wird mit G7a geladen
Mark VIII

Der
 

 

 

Nachfolgetorpedo war der englische Mark VIII.

Er wurde in den 20iger Jahren entwickelt und war der Standart Torpedo der englischen Marine im 2. Weltkrieg. Der Torpedo unterschied sich nur unwesendlich vom G7a. Er war 6.579 mm lang, hatte ein Gefechtsgewicht von 1.566 kg, der Gefechtskopf war mit 365 kg Torpex gefüllt. Die Reichweite betrug  4,5 km bei 45,5 Kn. Optisch waren die Torpedos dadurch zu unterscheiden, dass der G7a die Seiten- und Tiefenruder hinter den Schrauben hatte, der Mark VIII davor. Die Schusswinkel wurden mit Hilfe einer Torpedorichtsäule (Hagenuk MK 8) und ab 1962 ergänzend mit der „Torpedotaktischen Rechenscheibe“ ermittelt.

 

Torpedorichtsäule (Hagenuk MK 8)
RZA (Rohr-Ziel-Apparat)

 

Die Torpedos waren ungelenkt, das heißt, sie konnten nach dem Ausstoßen vom Boot nicht mehr beeinflusst werden und orteten auch nicht selbsttätig ihr Ziel. Sie hatten jedoch eine Tiefensteuerung und einen Steuermechanismus eingebaut, in dem einfache Kursänderungen voreingestellt wurden. Meistens wurde damit die schräge Aufstellung der Torpedorohre ausgeglichen, so dass beispielsweise der vordere Backbordtorpedo nach dem Eintauchen eine Kursänderung um 10° nach Steuerbord durchführte, um dann geradeaus in Fahrtrichtung des Bootes zu laufen. Scharfes Schießen wurde in norwegischen Fjorden geprobt.

 

Übungstorpedoschuss aus Rohr II

Geschütze

 

Zwei 40 mm L70 Bofors MEL 58 (Marine Einzel Lafette) waren an Bord.

Achteres Geschütz

Kaliber: 40 mm.
Granate: 40 × 365 DM 31 Selbstzerleger Farbe Oliv.
Rohr 16 Züge und Felder.
Progressiver Rechtsdrall von 3 auf 6 Grad ansteigend.
Geschoßgewicht: 870 g.
Geschützgewicht: 5.150 kg.
Mündungsgeschwindigkeit: 1.030 m/s.
Kadenz: 240/min (spätere Versionen 

OGR7

bis 340/min) mit Mehrladeeinrichtung.
Schusshöhe: ca. 9.000 m max.
Schussweite: 12.500 m max.
Richtgeschwindigkeit Seitenwinkel: 75 Grad/Sekunde.
Richtgeschwindigkeit Höhenwinkel: 45 Grad/Sekunde.
Höhenrichtbereich: - 5 Grad bis + 90 Grad.
Seitenrichtbereich: 360 Grad.
Das Geschütz kann betrieben werden in:
- mechanischer mit Handsteuerung,

- elektrischohydraulisch mit Handsteuerung und

- ferngerichtet durch Feuerleitgerät OGR7.

Die Geschütze hatten für Fahrzeuge dieser Größe ein relativ starkes Kaliber, was den Booten eine Überlegenheit im Gefecht mit anderen leichten Kräften gegeben hätte. Vergleichbare Schnellboote des Warschauer Pakts in der Ostsee verfügten meist nur über Geschütze der Kaliber 15 mm bis 37 mm.

Minen

 

Die Boote konnten auch als schnelle Minenleger verwendet werden, dazu wurden die achteren Torpedorohre von Bord gegeben und die Minenschienen bis zu den vorderen Torpedorohren verlängert, so konnten 36 Grund;- oder 34 Ankertauminen mitgeführt werden. Seeminen können nach der Art ihrer Positionierung in Grundminen und Ankertauminen und nach der Art ihres Zünders in Berührungs- und Fernzündungsminen eingeteilt werden. Die meisten dieser herkömmlichen Minen können in bis zu 60 m Wassertiefe gelegt werden.

Ankertauminen sind einfache, im wesentlichen auf Mechanik basierende Waffen, die auch von technologisch nicht sehr entwickelten Ländern preiswert hergestellt und eingesetzt werden können. Grundminen sind technisch anspruchsvoller, können dafür jedoch gezielt eingesetzt werden und sind sehr viel schwerer zu räumen.

 

Ankertaumine im Transportzustand (Deutsches Modell)

 

Ankertauminen bestehen aus einem Minenwagen oder Anker, der auf den Meeresgrund sinkt, und dem Minengefäß, das mit einem Drahtseil, dem so genannten Ankertau, am Minenwagen befestigt ist und aufgrund seines Auftriebs dicht unter der Meeresoberfläche schwimmt. Ankertauminen sind üblicherweise mit Berührungszündern ausgestattet und werden durch Kontakt mit einem Schiffsrumpf ausgelöst. In größeren Tiefen werden Ankertauminen auch gegen U-Boote eingesetzt. Die Ankertaumine ist der älteste in großer Zahl eingesetzte Minentyp. Die ersten wurden bereits 1813 vor den Forts Hudson und Richmond eingesetzt. Die Minensperren des Ersten Weltkriegs bestanden ausschließlich aus Ankertauminen, die des Zweiten Weltkriegs vorwiegend, und auch im Kalten Krieg und in Regionalkonflikten nach 1945 wurden Ankertauminen eingeplant bzw. eingesetzt.

Grundminen auf einem Schnellboot

 

 

Bereits im Ersten Weltkrieg wurden Grundminen entwickelt, die auf dem Meeresboden liegen. Grundminen sind Fern- zündungsminen, die auf in direkter Nähe passierende Schiffe ansprechen. Die Zerstörungswirkung geht von der bei der Detonation entstehenden Gas- und Schaumblase aus, die zunächst den Schiffskörper anhebt. Wenn die Gasblase durch die Wasseroberfläche bricht und ihren Druck verliert, entsteht kurzfristig ein Hohlraum unter dem Schiff und die tragende Wirkung des Wassers entfällt in diesem Bereich. Der betroffene Bereich wird also zunächst schockartig angehoben, dann wieder fallengelassen, was zu schweren Personalverlusten und Schäden am Schiffskörper führt. Häufig kommt es zum Auseinanderbrechen des Rumpfes, was mit dem Totalverlust des Schiffs einhergeht.

Wasserbomben

 

Der Grund, warum Schnellboote Wasserbomben mit sich führten, ist im 2. Weltkrieg zu suchen.

Die damaligen Schnellboote liefen mit Höchstfahrt sehr dicht an dem gegnerischen Schiff vorbei und warfen sehr flach eingestellte Wasserbomben, die das Schiff stark beschädigten oder versenkten. Dem Schnellboot konnte dabei nichts passieren da es sich durch die Höchstfahrt weit genug von der Explosion entfernt hatte. Diese Methode konnte aber nur bei unbewaffneten Schiffen oder wehrunfähigen Schiffen angewandt werden. In der modernen Kriegsführung mit Radar und Elektronik verlor diese Methode ihren Sinn und die Wasserbomben wurden nach wenigen Jahren nach der Indienststellung von Bord gegeben. Z.B. in der NVA-Marine wurden Wasserbomben auf Schnellbooten noch bis in die achtziger Jahre gefahren. Die 4 mitgeführten Wasserbomben wurden in einer Art Drahtkäfig, auf die achteren dafür vorgesehenen Holzmulden an Oberdeck in Höhe Abteilung III, eingesetzt. Eine Wasserbombe ist eine Unterwasserwaffe, die zur Vernichtung von Streitkräften in Unterwasserlage sowie anderer Unterwasserobjekte (wie z. B. U-Boote, Ankertauminen, Grundminen, anlaufende Torpedos, Kampfschwimmer u. a.) dient. Sie besteht aus einer Bombe, die unter Wasser in vorher definierter Tiefe zur Explosion gebracht werden kann. Wasserbomben können herkömmliche Sprengladungen oder Kernladungen enthalten. Man unterscheidet konventionelle und reaktive Wasserbomben.

  • Konventionelle Wasserbomben werden meist aus Gestellen von Deck der Schiffe abgerollt. Zum Teil kommen auch Wurfvorrichtungen zum Einsatz, welche die Bomben in geringe Entfernung seitlich auswerfen.
  • Reaktive Wasserbomben können aus Wasserbomben-Werfern einzeln oder in Salven verschossen werden (Reichweite eines Wasserbomben-Werfers beträgt zwischen 50 m und 6.500 m). Um einen stabilen Flug und eine größere Sinkgeschwindigkeit beim Eintauchen in das Wasser zu erreichen, haben reaktive Wasserbomben eine strömungsgünstige Form und Ringgleitwerke. Sie werden durch den Schub eines Triebwerkes oder durch eine Treibladung in Bewegung versetzt. Meist werden ungelenkte reaktive Triebwerke auf der Grundlage von Zweikomponentenpulver (Ballistit- und Korditpulver) verwendet.

Als Zünder werden verwendet:

  • Aufschlagzünder, die beim Auftreffen der Wasserbombe auf ein Unterwasserobjekt ansprechen.
     
  • Fernzünder, die in einem bestimmten Abstand der Wasserbombe zum Ziel – z. B. unter der Einwirkung des magnetischen, akustischen oder hydrodynamischen Feldes des Ziels wirksam werden.
     
  • hydrostatische Zünder (Druckzünder), die beim Erreichen der eingestellten Wassertiefe ansprechen.
     
  • Verzögerungszünder mit Uhrwerk oder pyrotechnischen Zündverzögerungen, die nach Ablauf der eingestellten Zeit nach Eintauchen der Wasserbombe in das Wasser ansprechen.

 

Position der Wasserbomben
Wasserbombenwurfvorrichtung

Handfeuerwaffen

 

An Bord befanden sich zunächst nur mehrere Pistolen des Modells P1 (P38) und ein Karabiner K 98 für den Wachdienst. Letzterer diente auch zum Zerstören treibender Minen. Bis Mitte der 1960er wurde das K98 durch das Gewehr G3 ersetzt. Weiterhin kamen die Maschinenpistole MP2 und ein Maschinengewehr MG3 (zunächst noch in der Ausführung als MG42) sowie Handgranaten an Bord. Diese Waffen und die zugehörige Munition wurden in der vorderen „Mun-Kammer“ (Abt. VIII) aufbewahrt.

Bis zur Außerdienstellung befanden sich dann folgende Handfeuerwaffen an Bord:

  • 4 Pistolen P1
  • 2 Maschinenpistolen Uzi
  • 4 G3
  • 2 MG3
  • 2 Signalpistolen