Die Bewaffnung

 

Neben der Hauptbewaffnung, den MM 38 Exocet Flugkörpern, verfügen die Schnellboote der ALBATROS-Klasse noch über zwei 76 mm Schnellfeuer-Geschütze des italienischen Herstellers OTO- Melara. sowie 2 achteraus zeigenden Torpedorohre aus denen drahtgelenkte Schwergewichtstorpedos verschossen wurden.

 

Auch wenn sich zukünftige Seegefechte immer mehr auf Flugkörper mit großer Reichweite und hoher Treffergenauigkeit abstützen, haben Rohrwaffen bis zum heutigen Tag ihre Daseinsberechtigung nicht verloren. Aufgrund Ihrer relativ schnellen Einsatzfähigkeit sind Rohrwaffen mit großem Kaliber und hoher Kadenz (Schussfolge), gerade im mittleren und nahem Abwehrbereich von feindlichen Flugkörpern, Flugzeugen und nicht zuletzt der Bekämpfung von Seezielen sehr effektiv. Auch würde die Abwehr eines anfliegenden Flugkörpers mit einem eigenen FK, wenn überhaupt möglich, ein sehr kostspieliges Unterfangen.

Weiterhin wurden auf dem Achterdeck 2 Torpedorohre vorgesehen, deren drahtgelenkten Schwer- gewichtstorpedos über eine weite Entfernung ins Ziel gelenkt werde konnten. 


Insbesondere der Datenaustausch über Link 11 und die dadurch ermöglichte Gefechts- und Lagebild-übermittlung in Echtzeit erlaubte eine „Fernsteuerung“, durch die Übermittlung der Zielkoordinaten, für alle Waffensysteme durch ein anderes Boot und somit einen nicht zu vernachlässigenden taktischen Vorteil.

Seezielflugkörper MM 38 Exocet

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Exocet ist ein so genannter Sea Skimmer, also ein Seezielflugkörper, der sein Ziel im Tiefstflug über der Wasseroberfläche ansteuert und daher von normalen Radargeräten, wenn überhaupt, erst kurz vor dem Aufschlag erfasst werden kann. Die erfassbare Radarreflexionsfläche beträgt nur ca. 0,09 m2. Die Waffe ist im Operationsgebiet, nach einer kurzen Vorwärmphase (30 Sekunden), sehr schnell einsatzbereit.

 

Wird von der Feuerleitanlage ein oder mehrere Ziel aufgefasst, werden die Zielkoordinaten in den Rechner des Flugkörpers, in Abhängigkeit vom  Lafettenwinkel (Backbord 50° bzw. Steuerbord 65°) zum Ziel, übertragen, das Zielsuchradar  vorgewärmt (Vorstartphase) und nach Einstellen aller Such- parameter gestartet. Dauer ca. insgesamt 60 Sekunden. Den ersten Teil der Anflugstrecke (Vorlenkphase) überwindet der Flugkörper im Blindflug und somit Radartechnisch inaktiv. Er wird über ein Trägheitsnavigationssystem, in einer Höhe von ca. 15 m über der mittleren Wellenhöhe ins Zielgebiet gesteuert.

 

10 km vor der vorgegebenen Zielposition sinkt der Flugkörper auf eine Anflughöhe von ca. 7 m um dann in der Endanflugsphase auf die, in Abhängigkeit von der Zielgröße, auf  7 m, 5 m, oder 2,2 m eingestellte Endanflugshöhe einzusteuern.

Gleichzeitig  schaltet der Flugkörper zu einem festgelegten Zeitpunkt in Abhängigkeit von Ziel- geschwindigkeit und möglicher Flugkörperabwehrfähigkeit des Zieles seine internes Radar- und Funkhöhenmess-System ein (Log-On). Ein vor dem Abschuss in 3 Stufen programmierbares Zielfenster gleicht eine evtl. Gegnerbewegung in der Anflugsphase aus.

 

Der geschützte Gefechtskopf des Flugkörpers, der sich hinter der Flugkörperspitze befindet, ist auf Grund seiner Ausgestaltung in der Lage, bis zu einem Aufschlagswinkel von 70° in die Bordwand des Zielses einzudringen. Der Annäherungszünder erkennt die aktuelle Entfernung Flugkörper – Ziel und wird bei Zielentfernung ≤ 0 plus einer Zündverzögerung von ca. 200 Millisekunden (entspricht einer Flugkörperlänge) ausgelöst und bringt den Gefechtskopf zur Detonation.

 

Bei sehr starkem Seegang könnte ein Ziel, in der Endanflugsphase, in einem Wellental verschwinden, sodass es nicht mehr direkt von dem Flugkörper getroffen werden kann. In diesem Fall würde der Annäherungszünder die Sprengladung direkt über dem Ziel zu Detonation bringen.

Eine Abwehr ist deswegen, wenn überhaupt, nur mit vollautomatisch reagierenden Flugabwehr-systemen, so genannten CIWS (Close-In Weapon System), Erfolg versprechend.

 

Weitere Vorteile des Waffensystems sind zum einen der sehr geringe Wartungsaufwand, der sich auf die Aufrechterhaltung des Stickstoffüberdrucks in den Starbehältern und auf eine jährliche Inspektion reduziert und das der Flugkörper nach dem „Shoot and Vorget“ Verfahren eingesetzt wird. Dies bedeutet, dass der Flugkörper, nachdem er abgefeuert worden ist, vollkommen selbstständig seine Aufgabe erfüllt. Weder muss auf der Position gewartet werden, bis der Flugkörper mit einem Draht ins Ziel gelenkt worden ist, noch muss das Ziel bis zum Aufschlag beleuchtet werden.

 

Ein Exocet-Flugkörper (Typ AM 39 ein modifizierter MM 38 für Luft-Boden-Einsatz), abgeschossen von einer argentinischen Super Etendard, führte beispielsweise zum Verlust des Zerstörers HMS Sheffield. Der Flugkörper traf das Schiff, wobei der Zünder im Gefechtskopf jedoch nicht auslöste. Der restliche Raketentreibstoff verursachte allerdings einen heftigen Brand, der von der Besatzung nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte und zur Aufgabe der Sheffield führte. Auch das Containerschiff Atlantic Conveyor, das Munition und Hubschrauber für das britische Expeditionskorps geladen hatte, ging durch eine argentinische Exocet verloren. Bei diesem Angriff jedoch explodierte der Sprengkopf.

Technische Daten

Hersteller: Aerospatiale / Frankreich
Länge: 5,12 m
Durchmesser: 0,34 m
Gewicht: 735 kg
Spannweite: 1,00 m
Geschwindigkeit Mach 0,93, 312 m/s
Zielsuchkopf:

ADAC Monopulsradar mit

stabilisierter Sendekeule

Fluglageregelung: 2-Kreisel und 3 Beschleunigungsmesser

Trägheitsnavigationssystem

und Funk-Höhenmesser TRT:

Dauerstrichradar Frequenzmodeliert
Stromversorgung: Thermalbatterie
Größte Zielabweichung: +/- 30°
Gewicht Gefechtskopf: 165 kg
Marschflughöhe: 9 - 15 m
Angriffsflughöhe:

3 - 8 m (Seegangabhängig)

Gefechtsreichweite: ca. 20,5 sm, 38 km
Max. Reichweite (Ballistisch): ca. 21,50 sm, 40 km

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Schnellfeuerkanone OTO-Melara 76 L/62

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die OTO Melara 76/62 Compact ist ein vollautomatisches Schiffsgeschütz vom italienischen Hersteller OTO Melara, mit Sitz in La Spezia Italien, für den Einsatz auf Kriegsschiffen. Die Bezeichnung basiert auf dem 76 mm durchmessenden Geschützlauf mit einer Kaliberlänge von 62 mm.

 

Im Unterschied zu vergleichbaren Schiffsgeschützen ist die 76/62 Compact speziell als vollautomatisches und, vor allem, leichtes Waffensystem konzipiert worden. Durch sein geringes Gewicht und Abmessungen aber mit sehr hoher Feuerkraft ausgestattet, wird das Geschütz vor allem auf kleineren Schiffen und Booten eingesetzt.

 

Auf den Booten der ALBATROS Klasse wurden zwei 76 mm Türme, Turm Alpha auf dem Vorschiff (Back) und Turm Bravo auf dem Achterschiff (Schanz), über den Abteilungen II und IX vorgesehen. In den darunter liegenden Abteilungen befanden sich die Munitionskammern, in denen der Hauptschaltschrank zur Steuerung und Überwachung der Türme montiert war sowie die sogenannten Racks, in denen die Munition, in Einzeltransportbehältern, gelagert wurde. Im normalen Bordbetrieb waren, pro Munitionskammer, 160 Schuss verplombte STAN Munition eingelagert. Die Munitionskammern verfügten über eine max. Aufnahmekapazität von insgesamt 805 Schuss (MunK Alpha 365 Schuss; MunK Bravo 440 Schuss), wurden Temperaturüberwacht und verfügten über eine eigene, seewassergespeiste Berieselungsanlage. Die Bedienungsmannschaft bestand aus einem Turmführer sowie zwei Gasten, die für die Beladung zuständig waren.

 

Die Granaten wurden von dem Beladepersonal aus den Transportbehältern genommen und in die Halterungen des Doppelbeladekranzes, der die Granaten auch bei starken Erschütterungen in Ihrer Position halten konnte, vorgeladen. Der Doppelbeladekranz hat eine Aufnahmekapazität von 80 Granaten, die durch die Drehbewegung der Beladeinrichtung von dem Äußeren in den Inneren Kranz und anschließend in die 6-rohrige Förderschnecke transportiert wurde. Nachdem die Granaten in ca. 0,7 Sek. den Höhenunterschied von der Munitionskammer in den Turm durch die Förderschnecke überwunden hatten, wurden sie von zwei hydraulisch betriebenen, gegenläufigen Pendelarmen übernommen, von der senkrechten in die waggerechte Lage befördert und der Ladeschale zugeführt. Das besondere an dem Geschütz ist, das die bewegliche Masse, im Gegensatz zu anderen Geschützen, in der Bereitschaftsstellung hinten steht und durch die Beladung mit einer Granate nach vorne in die Feuerstellung läuft. Ist die Granate durch den Ladearm in das Patronenlager eingeführt, schließt sich der Verschluß und die Granate wird abgefeuert. Durch das Abfeuern und die dadurch entstehende Gasentladung der Granate wird ein Teil des entstehenden Rückstoß genutzt, um die bewegliche Masse nach hinten zu bewegen. Durch diese Bewegung wird der Verschluß geöffnet, die Hülse durch Ausziehkrallen aus dem Patronenlager in die Entladeschale gezogen und schlussendlich unter dem Geschützrohr ausgeworfen.
 

Ein an der Rohrmündung mittels Feingewinde befestigter Aufsatz, die so genannte Mündungsbremse, hat die Aufgabe, zum einen,  dass beim Abfeuern der Granate entstehende Mündungsfeuer zu dämpfen und zum anderen den Rückstoß der Waffe, von ca. 11 Tonnen, auf ca. 8 Tonnen zu reduzieren. In die Mündungsbremse wurden zu diesem Zweck Bohrungen, die in einem Winkel von ca. 30° zur Rohrachse nach Hinten weisen, eingebracht. Ein Teil der Rückstoßenergie, mit der die bewegliche Masse nach hinten gestoßen wird, wird zum Entladevorgang verwendet. Der Rest wird, nachdem die bewegliche Masse in die Endstellung gelaufen ist, in hydraulischen Speichern konserviert und anschließend für die Vorwärtsbewegung in die Feuerstellung genutzt. 

Die theoretische Feuergeschwindigkeit (Kadenz) beträgt 85 Schuss pro Minute. Das Geschützrohr ist über die gesamte Länge, bis auf den beweglichen Teil, von einem Doppelmantel umgeben, durch denn Seewasser zur Kühlung des Rohrs geleitet wird.

 

Der Turm verfügte weiterhin eine Sockel- als auch Schartenwalzen-Heizung, um auch bei Minustemperaturen die Bewegungsfähigkeit sicher zu stellen. Beide Türme konnten wahlweise zusammen oder auch einzeln von der OGR7/3 und/oder der AGIS Feuerleitanlage übernommen bzw. ferngesteuert werden. 

Technische Daten

Kaliber: 76 mm
Rohrlänge: 4.712 mm
Rohrgewicht: 323 kg
Mantelrohrgewicht: 402 kg
Züge: 24
Drallwinkel: 6° (Konstanter Rechtsdrall)
Rohrinnendruck: max. 3.400 bar
Geschossgeschwindigkeit: 925 m/sek.
Max. Rücklauf: 370 mm
Funktionsrücklauf: 335 - 355 mm
Mittlere Rückstoßkraft: 8.000 kp (mit Mündungsbremse)
Gasdruck: 3.000 kp/cm2 (bei 21°C)
Feuergeschwindigkeit: 10, 20, 40, 60 und 85 Schuss/min. (Einstellbar)
Max. Schussweite: 16.300 m
Kampfentfernung: ca. 7.500 m
Max. Schusshöhe: 11.800 m
Höhenrichtbereich: -15° bis 85°
Seitenrichtbereich: 360°
Richtgeschwindigkeit Seite: 60°/sek.
Richtgeschwindigkeit Höhe: 35°/sek.
Richtbeschleunigung Seite: 75°/sek.2
Richtbeschleunigung Höhe: 75°/sek.2
Leerewicht: ca. 7,35 t
Gefechtsgewicht: ca. 8,50 t (Vollbeladen)
   
ENERGIEVERSORGUNG  
Kraftstromkreis: 3 x 440 VAC, 60 Hz, 37 Amp.
Kontrollstromkreis: 2 x 115 VAC, 60 Hz, 7 Amp.
Signalstromkreis: 2 x 28 VDC, 3 Amp.
Drehmeldestromkreis: 1 x 11 VAC, 400 Hz, 0,6 Amp.
   
GRANATE  
Gewicht: ca. 12,5 kg
Länge: 910 mm
Lagertemperatur: -54°C bis 71°C
Betriebstemperatur: -35°C bis 52°C
   
GESCHOSS  
Hersteller: Diehl BGT Defence
Kaliber: 76 mm x 636
Gewicht:

ca. 6,3 kg

Ladung: Composition A3
Munitionstypen: DM231, DM241, DM248
   
HÜLSE  
Länge: 636 mm
Treibladungsgewicht: ca. 2,35 kg
Gewicht: ca. 3,9 kg

Schwergewichtstorpedos SEAL DM 2 A1

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