Wilhelmshaven
Am 1. Juni 1958 wurde das 2. Schnellbootgeschwader, mit Befehl Nr. 80 der Marine, in Wilhelmshaven aufgestellt. Schon am 03. September 1958, also nach nur drei Monaten, machte als erstes Boot, der ”SEEADLER” unter Kommandant KptLt. R. Bucher, an der Wiesbadenbrücke fest. Die anderen Boote liefen in rascher Folge zu und mit der Indienststellung vom “KORMORAN”, unter dem Kommandant KptLt. W. Helms am 09. November 1958, war das 2. SG komplett.
Am 23. November 1854 übernahm das Königreich Preußen das Gebiet an der Jademündung vom Königreich Oldenburg, um hier das
"Marine-Etablissement an der Jade" einzurichten. Zunächst war nur eine Funktion als Arsenal geplant. Für die Errichtung der Anlagen mußten 1.500.000 m³ Schlick ausgehoben werden, in der damaligen
Zeit noch ohne Maschinen. Die Stadt erhielt damals den noch heute geläufigen Beinamen "Schlicktau"oder auch "Schlicktown". Mit dem Kriegsende endete der Werftbetrieb zunächst noch nicht. In den
Monaten nach der Kapitulation liefen nach und nach die meisten noch fahrbereiten deutschen Kriegsschiffe Wilhelmshaven an. Hier wurden sie hergerichtet um an die Sieger- mächte ausgehändigt zu
werden. Die Alliierten verlosten untereinander diese Kriegsbeute, im März 1946 verließ das letzte Schiff den Hafen.
Danach begann der Abbau aller Werfteinrichtungen, die gesamte Ausstattung ist der Sowjetunion als Reparation zugesprochen worden. Mit insgesamt 38 Frachtschiffsladungen transportierten die Russen bis
1949 sämtliche Gegenstände ab, nur die Ruinen der Gebäude blieben stehen. Ursprünglich hatten die Alliierten geplant, Wilhelmshaven durch Abriß der Deiche in den Fluten versinken zu lassen, um den
Kriegshafen für alle Zeiten unbrauchbar zu machen. Dazu kam es jedoch wegen des sich ankündigenden Kalten Krieges nicht. Bis 1949 wurden jedoch alle Gebäude der Werft gesprengt, einschließlich der
Docks und Kaianlagen, das Werftgelände glich einer Mondlandschaft. Auch die weiteren Hafeneinrichtungen von Wilhelmshaven sind zerstört worden. Die II. Einfahrt hat man zugeschüttet, auch wurden die
III. und am 11. Mai 1950 schließlich die IV. Einfahrt gesprengt. Mit der deutschen Wiederbewaffnung und dem Aufbau der Bundesmarine wurde Wilhelmshaven 1956 wieder Marinehafen. Am 2. Januar 1956
begannen die ersten Freiwilligen der neuen Bundesmarine ihren Dienst in Wilhelmshaven, und am 6. Juni 1956 liefen die ersten Schiffe, von den USA zurückgegebene Minenräumboote der ehemaligen
deutschen Kriegsmarine, ein. Das neue Verteidigungskonzept sah auch die Errichtung eines Marinearsenals zur Wartung und Instandhaltung der neuen Schiffseinheiten vor. 1957 wurde mit den Planungen auf
dem ehemaligen Gelände der
Reichsmarinewerft begonnen.
Innerhalb von 15 Jahren entstand auf dem Trümmergelände einer der größten Arbeitgeber Wilhelmshavens. Parallel zum Aufbau des Marinearsenals wurde mit den Planungen zum Wiederaufbau der gesprengten
4. Einfahrt begonnen. In den Wiederaufbau wurde die Neuanlage eines tideunabhängigen Vorhafens mit einem Marinestützpunkt einbezogen. 1956 begannen die ersten Vorarbeiten.
Am 4. Oktober 1964 nahm die neue 4. Einfahrt ihren Betrieb auf. Der im Vorhafen errichtete Marinestützpunkt auf dem Heppenser Groden wurde am 9. August 1968 eingeweiht. Die Deutsche Marine findet
sich in äußerst vielfältiger Weise in Wilhelmshaven verwurzelt. Dies nicht nur aus rein historischen Gründen, sondern vielmehr gehört die Marine für viele Bürger der Jadestadt zum Alltagsbild.
Hieraus resultiert wiederum eine starke gegenseitige Verbundenheit zwischen den Bürgern und ihrer Marine, die sich nicht nur in zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen widerspiegelt. Über viele Jahre
war die Marine ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region und ist auch heute noch der größte Arbeitgeber.
Durch die zahlreichen Umstrukturierungen der vergangenen Jahre gingen jedoch nicht nur viele Arbeitsplätze, sondern auch mit dem Wegzug unzähliger Soldaten und ihrer Familien auch ein nicht zu
vernachlässigendes Quantum an Kaufkraft verloren.