Der Auftrag der deutschen Schnellboote

 

 

Der grundsätzliche Auftrag der bundesdeutschen Schnellbootgeschwader war die Überwachung und Verteidigung des Küstenvorfeldes in der Nord- und Ostsee bis zur norwegischen Küste. Im Kriegsfall hätten sie im Zusammenwirken mit anderen Marineeinheiten vor allem drei Aufgaben erfüllen sollen.

  • Die Seestreitkräfte des Warschauer Pakts am Verlegen von Einheiten zwischen Baltischer Flotte (Ostsee) und Nordmeerflotte (Atlantik) zu hindern.
  • Den Seezugang zu den deutschen Häfen über die Nordsee vor allem  für Verstärkung und Nachschub aus den USA sichern.
  • Die Küsten Deutschlands, Dänemarks und Norwegens gegen feindliche Landungsoperationen verteidigen.

Die Jaguar-Boote liefen auch bei widrigem Wetter aus. Gemäß dem NATO-Konzept der maritimen Vorneverteidigung hätten die Boote feindliche Kräfte schon auf dem Anmarsch im weiteren Küstenvorfeld angreifen sollen. Die Bedrohungslage vor allem durch die sowjetisch- baltische Flotte und die NATO-Planung für den Einsatz der Bundesmarine veränderten sich im Laufe der Zeit, sodass die drei oben genannten Ziele zu verschiedenen Zeiten unterschiedliches Gewicht erhielten und auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden sollten, grundsätzlich blieben sie jedoch bestehen.

 

Anfänglich wurde dabei für die Ostsee noch das Ziel gesehen in der westlichen Ostsee die Seeherrschaft zu erringen. Bis mindestens zur Höhe Rügen - Bornholm sollte dies zumindest zeitweise gelingen, um eigene amphibische Operationen zu decken und den gegnerische Schiffsverkehr hier weitgehend zu unterbinden, aber auch darüber hinaus sollte die Schifffahrt des Gegners gestört und damit dort Kräfte gebunden werden.

Da in diesem Gebiet mit einer gegnerischen Luftüberlegenheit gerechnet wurde, sah man es als kaum möglich an mit größeren Einheiten wie Zerstörern vorzustoßen. Diese Aufgabe hätte vollständig von U-Booten und Schnellbooten übernommen werden müssen. Unterstützung von NATO-Partnern wurde in diesem Gebiet kaum erwartet. Darum erhielten die Boote eine für ihre  Größe starke Flugabwehr-Bewaffnung. Da die Möglichkeit gesehen wurde, dass dieses Ziel nicht erreicht werden könnte und man in der Ostsee zurückgedrängt worden wäre, war die Minenlegekapazität der Boote dazu gedacht, in diesem Fall, im Zusammenwirken mit anderen Minenlegekräften, die eigenen Küsten und die Zufahrtswege intensiv durch Minensperren schützen zu können.

 

Bereits in den 60er Jahren entstand aber ein so deutliches Übergewicht der baltischen Flotten des Warschauer Paktes, dass das Ziel einer Seeherrschaft zunehmend unrealistisch erschien und nun mehr die Sperrung der Ostseezugänge und Deckung der eigenen Küsten erreichbar schien. Den Schnellbooten der SEEADLER-Klasse wurde nun auch, als eine wesentliche Aufgabe, das Bekämpfen der östlichen Flugkörperschnellboote zugewiesen, die als große Bedrohung der westlichen Seestreitkräfte erkannt wurden. Das Legen von Minensperren vor allem in der Gedser-Enge blieb eine wichtige Zusatzaufgabe. Phasenweise sah die NATO wesentliche maritime Angriffsoperationen des Warschauer Paktes im Bereich der Ostsee auch gar nicht mehr als wahrscheinlich an und qualifizierte damit das Einsatzgebiet der Schnellboote zum unwesentlichen Nebenschauplatz ab. Ab Mitte der 60er Jahre, bis zum Ersatz durch die Flugkörperschnellboote, wurde die Sicherstellung der vorgegebenen Aufgaben durch die Schnellboote der JAGUAR-, SEEADLER- und ZOBEL- Klasse zunehmend kritisch eingeschätzt.

Im Bereich der Nordsee wurde die Notwendigkeit gesehen, die nördliche Nordsee als wichtigen Zufahrtsweg weitgehend selbstständig schützen zu können, da die norwegische Marine hierzu als zu schwach erachtet wurde. Hierfür waren vor allem hochseetaugliche Einheiten wie Zerstörer und Fregatten vorgesehen, aber Schnellboote sollten diese dabei unterstützen können.  Angesichts ihrer technischen Unterlegenheit wurden die Schnellboote in der Ostsee zahlenmäßig verstärkt und dort zusammengeführt. Aus diesem Grund waren ab 1970 keine Schnellboote mehr in der Nordsee stationiert.

Die Schnellboote waren als sogenannte „Einwachenboote“ konzipiert, darum gab es, anders als auf größeren Schiffen, für den Betrieb keine wechselnden Schichten. Bei Einsatzfahrten unter Gefechstbedingungen wurde fast die gesamte Besatzung benötigt und es bestand keine Möglichkeit einer längeren Ablösung vom Posten. Ruhepausen wurden intern nach Bedarf und Möglichkeit im Aufgabenbereich durchgeführt.

 

Bei ununterbrochenem Einsatz von bis zu 72 Stunden war die psychische und körperliche Belastung damit oft an der Grenze des Zumutbaren.

Der Kommandant blieb meistens vom Ablegen bis zum Anlegen auf der Brücke.